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📆 Aktualisiert: April 2025
In einer Zeit, in der die Ökonomisierung des Gesundheitswesens zunehmend an Bedeutung gewinnt, stehen Arztpraxen vor der Herausforderung, wirtschaftlich erfolgreich zu arbeiten und gleichzeitig eine optimale Patientenversorgung zu gewährleisten. Eine wichtige Einnahmequelle stellen dabei die Individuellen Gesundheitsleistungen (IGeL) dar. Dieser Artikel beleuchtet die spezifischen IGeL-Abrechnungsziffern verschiedener Fachgebiete und gibt praktische Hinweise zur korrekten Abrechnung.
IGeL-Leistungen (Individuelle Gesundheitsleistungen) sind medizinische Leistungen, die nicht zum Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) gehören und daher nicht über diese abgerechnet werden können. Diese Leistungen werden von Ärzten als Selbstzahlerleistungen angeboten und direkt mit dem Patienten privat abgerechnet.
Die rechtliche Grundlage für IGeL-Leistungen bildet die Gebührenordnung für Ärzte (GOÄ). Im Gegensatz zu den Leistungen im GKV-Bereich, die nach dem Einheitlichen Bewertungsmaßstab (EBM) vergütet werden, ermöglicht die GOÄ eine flexiblere und oft höhere Vergütung.
Wichtige Charakteristika von IGeL-Leistungen:
In einem zunehmend regulierten Gesundheitsmarkt mit budgetierten Leistungen und Honorardeckelungen stellen IGeL-Leistungen einen wichtigen wirtschaftlichen Faktor für viele Arztpraxen dar. Laut Studien des IGeL-Monitors können diese Leistungen zwischen 5% und 30% des Praxisumsatzes ausmachen, abhängig vom Fachgebiet und der Praxisstruktur.
Die Vorteile für die Praxis sind vielfältig:
Gleichzeitig bringen IGeL-Leistungen auch Herausforderungen mit sich, wie den erhöhten Beratungsaufwand, rechtliche Anforderungen und die Notwendigkeit einer transparenten Kommunikation mit den Patienten.
Die Gynäkologie gehört zu den Fachbereichen mit dem umfangreichsten IGeL-Angebot. Gynäkologen können ein breites Spektrum an Vorsorgeleistungen anbieten, die über den GKV-Standard hinausgehen.
Leistungsbeschreibung: Die erweiterte gynäkologische Krebsvorsorge umfasst zusätzliche Untersuchungen zur Früherkennung, die über die Standardvorsorge hinausgehen. Hierzu zählen:
Die Probenentnahme für die Dünnschichtzytologie muss vom Arzt durchgeführt werden, die Aufbereitung der Probe kann jedoch von einer geschulten MFA vorgenommen werden.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 75-120 € je nach Umfang und angewandtem Steigerungsfaktor
Leistungsbeschreibung: Die transvaginale Sonografie ermöglicht eine differenzierte Darstellung der inneren Geschlechtsorgane und wird zur Früherkennung von Veränderungen an Gebärmutter und Eierstöcken eingesetzt.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 40-60 €
Leistungsbeschreibung: Einlegen eines Intrauterinpessars (IUP) zur Verhütung oder bei bestimmten gynäkologischen Indikationen. Dies umfasst die Vorbereitung, das Einsetzen der Spirale und die Nachkontrolle.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 100-150 € für die ärztliche Leistung (zzgl. Materialkosten für die Spirale von ca. 120-350 € je nach Modell)
Urologische Praxen können durch gezielte IGeL-Angebote sowohl ihre Diagnostikmöglichkeiten erweitern als auch zusätzliche Einnahmen generieren.
Leistungsbeschreibung: Bestimmung des prostataspezifischen Antigens (PSA) im Blut zur Früherkennung von Prostataerkrankungen. Die Blutentnahme kann von einer qualifizierten MFA durchgeführt werden, die Bewertung der Ergebnisse erfolgt durch den Arzt.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 25-35 €
Leistungsbeschreibung:
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 60-90 €
Leistungsbeschreibung: Messung des Harnstrahls zur Beurteilung der Blasenentleerungsfunktion.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 30-50 €
Kardiologen können durch präventive Zusatzuntersuchungen frühzeitig Risikofaktoren erkennen und gleichzeitig ihre Praxiseinnahmen steigern.
Leistungsbeschreibung: Ultraschalluntersuchung der Halsgefäße (Carotis-Doppler) und der Beingefäße zur Früherkennung von Gefäßverkalkungen.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 80-120 €
Leistungsbeschreibung:
Die technische Durchführung des EKGs (Anlegen der Elektroden, Aufzeichnung) kann von einer entsprechend geschulten MFA vorgenommen werden, die Befundung und Analyse erfolgt jedoch durch den Arzt.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 40-60 €
Leistungsbeschreibung: Kombination aus Belastungstest und Ultraschalluntersuchung des Herzens zur Beurteilung der Herzfunktion unter Belastung.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 150-200 €
Orthopädische Praxen können durch spezielle diagnostische und therapeutische Angebote ihr Leistungsspektrum erweitern.
Leistungsbeschreibung: Extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) bei chronischen Sehnenansatzentzündungen, Fersensporn und anderen muskuloskelettalen Erkrankungen.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 80-150 € pro Sitzung
Leistungsbeschreibung: Ultraschalluntersuchung von Gelenken und Weichteilen zur erweiterten Diagnostik bei Schmerzen und Funktionseinschränkungen.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 35-60 € pro Gelenk
Leistungsbeschreibung:
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 30-60 € pro Sitzung
Als erste Anlaufstelle im Gesundheitssystem können Hausärzte ein breites Spektrum an zusätzlichen Vorsorgeleistungen anbieten.
Leistungsbeschreibung: Umfassende Vorsorgeuntersuchung mit erweiterten Laboruntersuchungen und eingehender Beratung über den GKV-Check-up hinaus. Während die ärztliche Untersuchung und Beratung vom Arzt durchgeführt werden müssen, können vorbereitende Maßnahmen wie Blutentnahme, EKG-Ableitung und Basisuntersuchungen (Blutdruck, Gewicht, etc.) von einer qualifizierten MFA übernommen werden.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 80-150 €
Leistungsbeschreibung: Umfassende Beratung zu gesundheitlichen Risiken bei Auslandsreisen, Impfempfehlungen und Prophylaxemaßnahmen.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 50-90 €
Leistungsbeschreibung: Erweiterte Labordiagnostik zur Bestimmung von Vitaminen, Spurenelementen und Stoffwechselmarkern, die nicht von der GKV übernommen werden.
Voraussetzungen:
Abrechnungsfrequenz:
Durchschnittlicher Erlös: 60-200 € je nach Umfang der Untersuchungen
Die korrekte Abrechnung von IGeL-Leistungen ist essenziell, um rechtliche Probleme zu vermeiden und die Wirtschaftlichkeit der Praxis zu sichern.
Grundprinzipien der IGeL-Abrechnung:
Häufige Abrechnungsfehler vermeiden:
IGeL-Leistungen stellen für Arztpraxen aller Fachrichtungen eine wichtige Ergänzung des Leistungsspektrums dar und können bei korrekter Implementierung einen bedeutenden Beitrag zu den Praxiseinnahmen leisten. Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der sorgfältigen Auswahl passender Leistungen für das jeweilige Fachgebiet, einer transparenten Kommunikation mit den Patienten und einer korrekten Abrechnung nach GOÄ.
Besonders wichtig ist die Balance zwischen wirtschaftlichen Interessen und dem medizinischen Nutzen für den Patienten. IGeL-Leistungen sollten stets einen erkennbaren Mehrwert bieten und nicht ausschließlich unter ökonomischen Gesichtspunkten ausgewählt werden.
Mit einem gut durchdachten IGeL-Konzept können Ärzte nicht nur ihre wirtschaftliche Situation verbessern, sondern auch die Qualität ihrer Patientenversorgung durch ein erweitertes Leistungsangebot steigern – eine Win-win-Situation für beide Seiten.
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